Warum ich als Perfektionist aufgehört habe, perfekt zu sein
Mein altes Ich als UX-Designer hätte diesen Post gehasst. Er ist nämlich nicht perfekt. Er ist wirksam.
Als UX-Designer war Perfektion mein Betriebssystem. Seit 2009. Jeder Pixel, jede Animation, jeder Übergang. Alles hat geglänzt (wie meine wenighair-Glatze). Es war meine Stärke und mein Qualitätsversprechen. Mein ganzer Stolz.
Dann wurde ich Unternehmer. Und mein Betriebssystem stürzte ab.
Ich installierte dieselben Regeln: produzierte perfekte Videos, schrieb makellose Texte, designte Thumbnails, die aussahen wie aus einem Apple-Pitch-Deck. Alles poliert. Alles durchdacht. Alles tot.
Das Resultat war absolute Stille. Resonanz? Gleich null.
Meine polierten Oberflächen waren so glatt, dass niemand Halt fand. Zu schön. Zu perfekt. Zu weit weg von dem, wie echte Menschen sich fühlen.
Als mein Betriebssystem abstürzte (und was ich daraus lernte)
Hier ist, was ich als Designer gemacht habe vs. was als Unternehmer funktionierte:
Als UX-Designer (perfekt, aber tot):
- Jedes Video dreimal geschnitten, bis jede Pause perfekt saß
- Thumbnails mit exaktem Grid-System und Farbtheorie
- Texte so lange überarbeitet, bis jede Metapher stimmte
- Alles wartet, bis es "fertig" ist (Spoiler: nichts ist je fertig)
- Keine Veröffentlichung ohne 100% Perfektion
Als Unternehmer (unperfekt, aber lebendig):
- Videos in einem Take, mit Versprechern drin
- Thumbnails, die in 10 Minuten entstehen und trotzdem klicken
- Texte, die noch warm sind vom Denken
- Veröffentlichen, wenn es "gut genug" ist (was meistens besser ist als perfekt)
- Echte Momente statt inszenierte Perfektion
Bis der Reset kam, als ich mit meinem Startup wenighair anfing, die unperfekten Dinge zu teilen. Den Frust. Die Unsicherheit. Den echten Kampf auf und sogar in meinem Kopf.
Darüber habe ich übrigens gerade erst eine KI ✺ Kreative Intelligenz-Episode 13 aufgenommen. Weil es eine der wichtigsten Lektionen meiner Karriere war.
Plötzlich kamen Nachrichten:
- "Genau so geht es mir auch."
- "Danke, dass du das teilst."
- "Endlich jemand, der ehrlich ist."
Es war, als hätte ich endlich eine Sprache gesprochen, die Menschen verstehen. Nicht die Sprache von Keynotes und Case Studies. Sondern die Sprache von echten Menschen mit echten Problemen.
Warum ich als Perfektionist aufgehört habe, perfekt zu sein







Was Perfektionismus kostet (und was du dafür bekommst)
Hier ist die unbequeme Wahrheit: Perfektion ist teuer. Und das, was du dafür bekommst, ist meistens weniger wert als das, was es kostet.
Was Perfektion kostet:
- Zeit, die du nie zurückbekommst
- Energie, die woanders fehlt
- Momentum, das stirbt, während du polierst
- Authentizität, die du für Glätte opferst
- Verbindung zu Menschen, die sich nicht perfekt fühlen (also: alle)
Was Authentizität bringt:
- Echte Resonanz statt höflichem Schweigen
- Menschen, die sich gesehen fühlen
- Geschwindigkeit (weil du nicht ewig wartest)
- Vertrauen (weil du keine Fassade aufbaust)
- Freiheit (weil "gut genug" wirklich gut genug ist)
Heute ist Perfektion nicht mehr mein Ziel, sondern mein Werkzeug. Die 16 Jahre Design-Expertise sind die Bühne, aber die Show gehört der ungefilterten Geschichte.

Mein früheres "perfekt" ist heute ein "präzise". Es geht nicht mehr darum zu glänzen, sondern darum, anzukommen.
Warum "gut genug" wirklich gut genug ist
Vielleicht kennst du das auch, dass dir in manchen Bereichen "gut genug" am Ende mehr gebracht hat als der Kampf um Perfektion?
Für mich war dieser Schritt jedenfalls extrem wichtig in meiner Karriere. Nicht weil ich aufgehört habe, Qualität zu liefern. Sondern weil ich verstanden habe, dass Perfektion oft das Gegenteil von Qualität ist.
Perfektion ist steril. Perfektion ist distanziert. Perfektion ist die Angst davor, dass jemand einen Fehler findet.
Authentizität ist lebendig. Authentizität ist nah. Authentizität ist der Mut zu sagen: "Das bin ich, mit allen Macken, Bro."
Und die Ironie? Meine unperfekten Posts bekommen mehr Engagement auf meinem LinkedIn-Profil als alles, was ich je perfekt gemacht habe. Meine spontanen Videos performen besser als die, die ich dreimal geschnitten habe. Meine offenen Texte werden mehr geteilt als die, an denen ich Tage gefeilt habe.
Das heißt nicht, dass ich jetzt Müll raushaue und es "authentisch" nenne. Das ist Bullshit. Es heißt, dass ich meine Expertise nutze, um schnell gut zu sein und dann loslasse.
Weil am Ende will niemand deine Perfektion. Sie wollen dich. Mit allen Ecken. Mit allen Kanten. Mit allem, was nicht ins Grid passt.
Und das, mein früheres Designer-Ich, ist die härteste und beste Lektion, die du mir je nicht beigebracht hast.
Studio Christos ✺ KI Kreative Intelligenz