Ich habe gerade auf "Abschicken" geklickt. Mein YCombinator-Profil ist live. Nach drei Jahren, in denen ich wirklich jeden Tag mit KI gearbeitet habe, ist es Zeit für etwas, das ich eigentlich nie wollte: einen Co-Founder.

Genauer gesagt einen CTO. Noch genauer gesagt: Jemanden, der den ganzen Backend-Kram kann, auf den ich offen gestanden keinen Bock mehr habe zu warten, bis ich es selbst lerne.

Die unbequeme Wahrheit über Solo-Gründertum

Seit 2019 wenighair. Von null auf über 1000+ Seite-1-Keywords bei Google. Bootstrap, profitabel, alles mit KI als Werkzeug gebaut. Klingt nach einer Success-Story, oder? Ist es auch. Irgendwie.

Aber hier kommt die Wahrheit, die keiner auf LinkedIn postet: Content-Business ist nice, aber es ist auch... begrenzt. Es skaliert bis zu einem Punkt, und dann merkst du: Du bist der Flaschenhals. Deine Skills sind der Deckel. Und manchmal ist der Deckel verdammt niedrig.

Solo-Gründer ist nur ein schicker Begriff für 'ich trau niemandem'.

Was ich in den letzten 6 Jahren nach meiner Gründung gelernt habe? Dass ich verdammt gut bin in dem, was ich kann. Frontend, UX-Design, die komplette Marketing-Seite – läuft. Ich weiß, wie man Produkte verkauft, wie man eine Story erzählt, wie man ein Business aufbaut. Aber ich habe auch gelernt, was ich nicht kann. Und – noch wichtiger – was ich nicht lernen will.

Backend? Systemarchitektur? Die ganze Server-Geschichte? Klar, könnte ich mir aneignen. In einem halben Jahr wäre ich okay darin. In einem Jahr vielleicht sogar gut. Aber weißt du was? Das ist ein Jahr, in dem ich nicht das mache, was ich wirklich kann. Ein Jahr verschwendetes Potenzial.

Darüber spreche ich in meiner KI ✺ Kreative Intelligenz-Episode 14 weil ich glaube, dass zu wenig Leute ehrlich über die Co-Founder-Suche reden. Alle tun so, als wäre es Liebe auf den ersten Blick gewesen.

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Was ich suche (und warum es verdammt schwer ist)

Die ersten Anfragen über YCombinator sind schon da. Hatte auch schon die ersten Gespräch. Waren... interessant. So wie ein Tinder-Date interessant ist, wenn dein Gegenüber die ganze Zeit über Crypto redet.

Hier ist, wonach ich wirklich suche:

Der technische Part (offensichtlich):

  • Backend-Skills, die über "Ich hab mal ein Tutorial gemacht" hinausgehen
  • Systemarchitektur-Verständnis (nicht nur Copy-Paste von Stack Overflow)
  • Server-Setup ohne Nervenzusammenbruch
  • Jemand, der "skalierbar" nicht nur als Buzzword kennt
  • Bonus: Versteht KI nicht nur als Marketing-Begriff

Der menschliche Part (der eigentlich wichtiger ist):

  • Kann mit meinem "Ich denk mal laut nach"-Stil umgehen
  • Hat selbst schon mal was gegen die Wand gefahren (und daraus gelernt)
  • Versteht, dass "Move fast and break things" nicht bedeutet "Code ohne nachzudenken"
  • Humor. Ernsthaft. Wenn du bei jedem Meeting aussiehst wie bei einer Beerdigung, wird das nichts

Das Problem? Die meisten CTOs, die sich melden, sind entweder übertrieben selbstbewusst ("Ich kann alles!") oder unterschätzen komplett, was es bedeutet, ein Tech-Produkt zu bauen ("Ist doch nur Code"). Moment, das stimmt nicht ganz. Einige sind auch echt gut. Aber dann passt die Chemie nicht, oder sie wollen 80% Equity für 20% Einsatz.

Warum Timing alles ist (und meins heute komplett off ist)

Real talk: Der Markt für Co-Founder ist gerade... speziell. Alle wollen "den nächsten KI-Unicorn" bauen. Alle suchen den perfekten technischen Co-Founder. Es ist wie Stuhltanz, nur dass die Musik "Eye of the Tiger" ist und alle gleichzeitig auf denselben Stuhl springen.

Aber weißt du was? Vielleicht ist genau das der richtige Zeitpunkt. Wenn alle das Gleiche suchen, such ich halt was anderes. Nicht den "Rockstar-CTO" (was auch immer das sein soll). Sondern jemanden, der Bock hat, zusammen was zu bauen. Der versteht, dass ein KI-SaaS-Produkt mehr ist als Code. Der checkt, dass KI ein Werkzeug ist, kein Selbstzweck.

Ich nehme mir Zeit für die Entscheidung. Der richtige Co-Founder ist wichtiger als die schnellste Lösung. Ich habe 6 Jahre allein gebaut, da kommt es auf ein paar Wochen nicht an. Lieber gründlich, als gründen und dann bereuen. Obwohl... "gründlich" ist auch nur ein schönes Wort für "ich hab Schiss, die falsche Entscheidung zu treffen".

Was jetzt?

Die Suche läuft. Die Gespräche laufen. Manche sind gut, manche sind... Lernerfahrungen. Ich dokumentiere den ganzen Prozess, weil ich glaube, dass zu wenig Leute ehrlich über Co-Founder-Suche reden. Alle tun so, als wäre es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Niemals. Es ist mehr wie eine arrangierte Ehe, bei der beide hoffen, dass sie sich irgendwann mögen werden.

Ab wann sagt man bei einem Co-Founder-Match: "Passt schon, lass uns loslegen"? Und ab wann: "Next"? Keine Ahnung. Ich lerne das gerade selbst. Aber ich weiß: Kompromisse sind okay. Perfektion gibt es nicht. Aber es muss sich richtig anfühlen. Nicht perfekt, nur richtig.

Manchmal ist die beste Entscheidung die, die du triffst, während du noch überlegst, ob es die beste Entscheidung ist.

Oder wie ich es nach dem dritten Matcha heute Morgen formuliert habe: Fuck it, wir probieren es einfach. Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Genau, ich lerne was dabei.

Studio Christos ✺ KI Kreative Intelligenz

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